Der Plan ist präzise. Garzarolli & Schneller vereinbaren ein gemeinsames Wochenende, um Ihr Business zum ‚Freidenken‘ raketenhaft zu zünden. Eine Strategie und konkrete Maßnahmen sollen am Schluss stehen, um den Coaching Markt in 2020 mit Wucht zu erobern und zu revolutionieren. 2021 wollen wir dieses Business dann nachhaltig verkaufen und in die Apnoe-Szene auf Tahiti eintauchen. Oder vielleicht ein Reihenhaus in Bad Bramstedt kaufen. Darüber gibt es noch Diskussionsbedarf.

Die Postits und der Taschenrechner sind gepackt, das Excelsheet ist vorbereitet, der Plotter und 3D-Drucker sind vorbestellt. Konzentriert und determiniert besteigen Garzarolli & Schneller den Erixx nach Handeloh in der Lüneburger Heide. Denn dort soll die Revolution stattfinden. 

Herzlich werden sie von ihrer Gastgeberin Stefka begrüßt. Sie zeigt die Räume, die für Ruhe und Fokus sorgen sollen. Schneller sorgt sich um die Ineffizienzen, die eine Restaurantsuche mit sich bringt. Deswegen hat er schon im Vorfeld das passende Restaurant ausgesucht, nicht ohne Garzarolli als Backup noch zu bitten, Lebensmittel für alle Mahlzeiten einzukaufen und mitzuschleppen. Stolz über seine lokalen Kenntnisse teilt er mit Stefka sein auserkorenes Lokal.

Zielorientiert frei von Zielen

Da war er! Der Fehler. Durch Stefka’s Antwort gerät der Plan hin zum Millionen-Exit aus den Fugen: 

„Geht bitte nicht zu Eduard, geht doch lieber zum Fuchs.“ 

Es eskaliert, denn bedingungslose Zielorientierung ist uns zwar kognitiv bekannt, aber instinktiv fremd. 

Mittags schon sitzen wir im „Fuchs“ mit der Absicht, einen Gourmetführer über Handeloh zu schreiben. „Bei Eduard“ auf der anderen Seite der Bahnstrecke ist wie das Schwarze Loch, das die Stabilität dieser Sternegastronomie-Galaxie gewährleistet. Wir beginnen alles mit „Bei Eduard“ zu vergleichen, Benchmarking with the unknown. 

Wir saugen alle Eindrücke auf, so wie die Nudeln in der Vorspeisensuppe. Im Festsaal ist für ein 300-Gäste-Fest eingedeckt. Auf einer kleinen Bühne das Keyboard eines Alleinunterhalters – die Noten aufgeschlagen, Seite 1, ein Medley von Udo Jürgens, der eigentlich Jürgen Udo Bockelmann heißt. Das würde besser zu Handeloh passen. Jetzt ist Jürgen Udo Bockelmann tot, so wie auch Handeloh. 

Tod und Wiedergeburt. Orte wie Handeloh sind kräftiges Substrat für Heidekartoffeln und Revolutionen im Coaching Business. Aus dem „Fuchs“ gehen wir nüchtern raus. Aus „Bei Eduard“ Stunden und einen Strategie-Walk später, nicht. Insofern gibt es einen Bias. Die Frage auch, warum hat uns Eduard so besoffen gemacht. Vielleicht steht das albanische Management für Grenzüberschreitung. 

Neues aus dem Nichts

Besoffen sitzen wir in Stefka’s Retreat und schreiben unseren Blog. Eine Stunde. Google Pages. Die Domain handeloh-lala.de. In diesem Moment wird unser neues Format „Machen, Diggi!“ geboren. 

Wir erkennen das erst, als wir am nächsten Morgen wieder nüchtern sind. Wir tragen die Speisenfolge nach. Ein paar Bildunterschriften. Aber, wow, wieviel Energie in diesem Reiseführer steckt. Das ist ein Format. 

Und noch vielmehr. Es ist die Geburtsstunde dieses Blog-Projektes. Garzarolli & Schneller erkennen die schöpferische Kraft und die Lust des gemeinsamen Schreibens. Die Außenwirkung ist noch ein großes Fragezeichen. Vielleicht finden sich ein paar Freaks, die Smartphonefutter für die Meeting-Einöde brauchen.

Bald klingeln schon die Handys von Garazarolli & Schneller im Kanon. Besorgte Ehefrauen und Kindergeschrei im Hintergrund erkunden sich, wann wir uns vom Exil aufmachen. Es ist Zeit zu packen. Mit leerem Excel Sheet, unbenutzten Methoden und ohne Strategie besteigen sie den Erixx zurück nach Hamburg in den wilden Westen des Coaching Marktes. 

Am nächsten Tag betritt Schneller seinen Coworking Space und wird von seinem Lead Torben gespannt empfangen: „Wie war es denn? Wie lautet die Strategie?“ Euphorisiert erzählt Schneller vom entgleisten Retreat und dem entstandenen Reiseführer. „Das ist richtig albern“ meint Torben enttäuscht.

Ein potentieller Kunde weniger. Mehr Zeit für Handeloh.

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