Schneller und Garzarolli suchen einen geeigneten Rahmen für ihren Ein-Tages-Workshop mit der Unternehmensführung der Mett & Salami AG. Nicht weniger als Circus Maximus steht auf dem Programm. Ja, es ist uns gelungen, das Denken dieses traditionellen Familienunternehmens zu unterwandern. Wir haben sie gehackt.
Für das anstehende Format spüren wir würzige Landluft. Aus unseren Erfahrungen mit gescheiterten Retreats definieren wir zielsicher ein Bermuda-Dreieck zwischen Eintönigkeit, Spießigkeit und Rückständigkeit, ein perfektes Setting, in dem zukunftsweisende Veranstaltungen stattfinden. Eine Vor-Recherche ergibt sieben Locations, die wir nun der Reihe nach abklappern. Damit liegt für heute ein von uns geliebtes Road Movie vor uns.
“Der Fuchs. Kompetenz in Veranstaltungen seit 1929”, liest Schneller aus seiner Liste vor. “Wir mögen keine Kompetenz”, erinnert ihn Garzarolli. “Sei nicht immer so kategorisch. IMMER!”, beharrt Schneller, “lass uns hinfahren.” Wir waren schon mal beim “Fuchs” auf ein Mittagessen. Wir hatten sogar einen Blick in den Veranstaltungsraum geworfen. Damals konnten wir noch unschuldig blicken wie Kinder und waren nicht berechnend. Deshalb haben wir auch vergessen, wie es im Veranstaltungsraum vom “Fuchs” aussieht.
Kaffee in da house
Garzarolli driftet zu schnell über die Kies-Einfahrt des “Fuchs”, die Reifen graben sich in den Split, ein unangenehmes Knirschen ist die Folgen. Schneller sieht Garzarolli strafend an, ohne etwas zu sagen. Auftreten und Stil sind ihm wichtig. Wenig später sitzen wir mit Steffi bei einer Tasse Filterkaffee an der Bar. Steffi hat nicht klargestellt, ob diese Tasse auf’s Haus geht oder nicht. Es ist zu spät für die Frühstücksgäste und zu früh für Mittag. Ein gebrechlicher Mann versucht, die Reste des Frühstücksbuffets abzuräumen. Dabei fällt ihm der Deckel eines Warmhalte-Gefässes krachend herunter. “Lass doch, Opa!” Steffi hebt den Deckel auf, parkt Opa auf einer rustikalen Sitzbank nahe dem Fenster, kehrt zur Bar zurück und erzählt uns dann von Sitzplätzen, Vorspeisen und legendären DJs. “Worin besteht genau Ihre Kompetenz mit Veranstaltungen?”, fragt Garzarolli schließlich unschuldig. Schneller hebt die Augenbrauen. Er kennt diese fiese Frage aus unzähligen Meetings.
Lass gut sein, Sokrates.
Sokrates hat einmal gesagt – “Ich weiß, dass ich nichts weiß!” Aber Steffi hat nicht zugehört. Sie erzählt noch einmal von Sitzplätzen, Vorspeisen und legendären DJs. Zugegeben, es ist unfair, Steffi an Sokrates zu messen. Wir berichten nicht von Steffi, um uns über sie lustig zu machen. Sie ist steffivertretend für die traurige Regel, dass überall, wo Kompetenz draufsteht, dieselbe Scheiße von Sitzplätzen, Vorspeisen und legendären DJs erzählt wird. Übertragen auf das jeweilige Fachgebiet, natürlich.
Kompetenz ist eine Mischung aus gelangweilter Routine und keine Fragen stellen. Noch schlimmer: Kompetenz gibt vor, etwas zu wissen. Dieses Wissen ist ein Sitzsack, der so tief ist, dass man nicht mehr hochkommt.
Erleuchtung durch totale Inkompetenz
Wer kompetent ist, ja erfahren, schon vieles erlebte, hat genau zwei Optionen:
Entweder kann er picklige Praktikanten mit Anekdoten zutexten. Sich also die einfache Beute aussuchen, um mit den immergleichen Stories Eindruck zu schinden. Dabei wissen sogar die Praktikanten um diese Masche. Aber sie machen mit, denn schließlich entscheidet diese eine Person über den unbefristeten Arbeitsvertrag, den sie paradoxerweise gar nicht wollen.
Oder sie wählt als zweite Option den Sokratischen Weg. Sie weiß, dass sie sich auf ihre Erfahrung nichts einbilden kann. Denn Erfahrung dient höchstens der Psychohygiene, ansonsten engt sie dein Denken nur ein. Du wirst durch sie nur träge und spulst folglich lediglich noch ab.
Damit ist hoffentlich hinreichend geklärt, wie wir mit dem Management der Salami & Mett AG umzuspringen gedenken. Wir machen Sie zu grinsenden staunenden Narren. Wenn sie an dem Punkt angelangt sind, dass ihnen absolut nichts mehr einfällt, was für die von uns gestellten Aufgaben hilfreich sein könnte, keine Methode, keine Benchmark, keine Erfahrung von damals, dann haben sie eine ganz unglaubliche Chance: die erleuchtende Erfahrung totaler Inkompetenz!
In diesem Moment macht es “Bling”, “Knack”, “Zisch” oder andere Geräusche, je nachdem ob man Tinnitus hat oder nicht. In diesem Moment merken manche, dass es noch eine letzte Hoffnung gibt. Ein Notgroschen, der seit 20 Jahren nicht mehr genutzt wurde. Er heißt “Instinkt” oder „Freidenken“.
Ordentlichkeit gewinnt
Wir sind abgeschweift. Man muss abschließend dazu sagen, dass Garzarolli Kompetenz hasst, weil ihm noch nie eine zugesprochen wurde. Also auch da setzt wieder der Selbstschutzmechanismus ein.
Aber zurück zu unserem Location Road Movie. Steffi schickt uns morgen ein Angebot. Wieder im Wagen angekommen studiert Schneller seine Liste: „6 Locations to go. Wo willst du als nächstes hin?“ Garzarolli hört nur seinen Magen knurren. „Ich habe hunger, lass uns doch erstmals gleich nebenan zu Eduard essen gehen. Und meinst du echt, dass wir noch weitere Locations abklappern müssen. Steffi macht das bestimmt ordentlich.“
Geht doch!