Schneller und Garzarolli sind eigentlich abgebrühte Hunde. Zumindest wollen sie, dass Andere das denken. Aber jeder Küchenpsychologe erkennt nach kürzester Zeit ihren Schwachpunkt: Die beiden wollen gebraucht werden. Durchaus in unterschiedlicher Ausprägung: Schneller möchte gebraucht werden und spielt dann hard to get: Anfüttern, ein wenig abblitzen lassen, den kleinen Finger geben, von ihm abhängig machen – das bereitet ihm Vergnügen. Garzarolli leidet seit Kindheitstagen unter seinem zerschmetterten Selbstbewusstsein. Das kompensiert er auf eine bisweilen drollige Art. Egal, wenn die beiden spüren, dass es jemand richtig dreckig geht, dann möchten sie sich ins Spiel bringen. Nein, nicht um zu helfen, sondern um gebraucht zu werden. Das ist ein großer Unterschied.

Sie brauchen uns

Der Spiegel hat es zum Beispiel nach der Relotius-Affäre knapp verpasst, bei Schneller und Garzarolli anzurufen. Damals waren wir noch nicht in unsere hunderte Design-Thinking-Workshops verstrickt und hätten uns der Probleme gerne angenommen. Macht nichts. Eine neue Krise kommt für Der Spiegel bestimmt. Ja, Der Spiegel als Kunde hätte was. Aber die Kulmination aller Probleme, das wäre die SPD. Diesen Skalp wollen wir unbedingt. Es ist der Mount Everest des Stillstands. Den wollen wir gerne erklimmen. 

Bei jedem neuen Spiegel Artikel zur SPD, lesen wir zwischen den Zeilen den Schrei heraus: „Garzarolli und Schneller, wir brauchen Euch! Jetzt!“ Das erregt uns ganzkörperlich, denn da ist es wieder: das Gefühl, gebraucht zu werden. Aber der Anruf von der SPD kommt nicht. Wir sind perplex.

Also: Wer von Euch kennt jemand bei der SPD, der uns ins Spiel bringen könnte? Es ist nicht so, als hätten wir es nicht selbst versucht. Wir haben sogar Podiumsdiskussionen mit SPD Granden durchlitten. Leider schlugen uns Bodyguards unsere Visitenkarten aus der Hand, bevor wir sie überreichen konnten. Und als wir es mit Zurufen probierten, wurde „Happy“ von Pharell Williams eingespielt. Dagegen kommst du einfach nicht an. Keine Chance. Wir wollten am 1. Mai nach Berlin, um vor dem Willy-Brandt-Haus eine Intervention vorzunehmen. Doch leider wollten unsere Frauen mit uns und unserer Kinderschar am Tag der Arbeit lieber im Park spazieren.

Also sind wir zwingend auf Eure Crowd-Schläue angewiesen. Wie bringen wir die SPD zur Strecke? Wie fällt sie uns willenlos in die Arme? 

„Warum sollten wir das für Euch tun?“, hören wir aus dem Off. Ok. Das ist ein Punkt.

Erstens macht es Spaß.

Nein, wir machen nicht den Böhmermann. Wir meinen es noch weniger ernst, als er. Und es geht bei allem nicht um uns (abgesehen von dem kolossalen Spaß, den wir haben). Wir verabscheuen jede Form der Repräsentation. Nein. Es geht um die SPD. Es geht vor allem um die Vorwärtsbewegung. Und darum, dass diese von Innen kommen muss. Damit meinen wir nicht, auf die Basis zu hören. Denn die Basis ist ja auch ratlos. Außerdem haben Meinungsumfragen noch nie einen progressiven Ansatz gebracht.  

Zunächst glauben wir an die Existenz kluger Köpfe in der SPD (an dieser Stelle kein Zynismus). Und wir trauen uns in der uns eigenen Selbstüberschätzung zu, diese klugen Köpfe so zu reizen sowie entnerven und überfordern zu können, dass sie mit Schaum vorm Mund und dem Wahnsinn nahe, Großes und Radikales denken. Und sich erst danach sorgen, wie das an Genossen und Wähler zu vermitteln ist.

Eine Partei, wie eine Streuobstwiese.

Du magst die SPD nicht? Kein Problem, wir wollen sie ja in der jetzigen Form abschaffen. Aber wir finden die Existenz einer erneuerten SPD wichtig. Wahrscheinlich würden wir sie nicht wählen, wenn wir als Südländer überhaupt wählen dürften. Aber dennoch wäre es wichtig, dass sie systemrelevant wird. Denn die SPD versteht sich als Arbeiterpartei und dieses zunehmend undefinierbare poröse dickflüßige Konzept Arbeit braucht Aufklärung, Aufbruch, Durchbruch. Ein paar Beispiele gefällig?

Wir haben Spaß bei dem was wir tun. Genauso wenn wir demnächst die SPD gedanklich befreien. Dürfen wir dann dennoch bei unseren Ehefrauen den Satz fallen lassen „Ich muss arbeiten.“ Diesen einen Satz, der als Freifahrtsschein wirkt, indem er uns magisch von allen anderen lästigen Aufgaben befreit.

Oder wie kann es sein, dass in einer Zeit, in welcher nur Systemrelevantes aktiv bleiben darf, nur der Niedriglohnsektor weiter ackert? Wofür ist eigentlich der Rest gut? Wofür sind Garzarolli & Schneller gut? (Garzarolli zählt uns übrigens zum Niedriglohnsektor, Schneller nicht. Das liegt an unseren unterschiedlichen Lebensstandards und Freundeskreise.) Ist unser Gefühl gebraucht zu werden lediglich eine Illusion? Fällt unsere Identität bald wie ein Kartenhaus zusammen? 

Was ist Arbeit, Diggi!? Wir brauchen Antworten.

Also egal, wie man politisch denkt, das Gemeinsame ist eine bedrohte Spezies. Und wir können die Umkehr trenden. Deshalb ruft uns an oder schreibt uns, wie wir die SPD klarmachen! Was, Du brauchst noch ein Incentive? OK. Eine Stunde Waldbüro mit Garzarolli, das lässt sich arrangieren. Crashkurs in Sandmalerei inklusive.

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